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15.09.2022
Geburt

Saugglocken- und Zangengeburt – wenn in den Geburtsvorgang eingegriffen werden muss!

In der Regel verlaufen Geburten trotz großer Anstrengung ohne schlimmere Vorkommnisse. Allerdings können während einer Geburt auch immer Komplikationen auftreten. Wenn der Geburtsvorgang stagniert, obwohl die Geburt bereits sehr weit fortgeschritten ist, wird oftmals eine Saugglocke oder eine Geburtszange eingesetzt, um das Baby vorsichtig aus dem Geburtskanal zu ziehen. Im Jahr 2020 wurde die Saugglocke bei 5,7 Prozent aller 770.000 Geburten verwendet. Der Einsatz der Geburtszange ist dagegen deutlich seltener - so musste sie bei den Geburten im Jahr 2017 nur bei 0,3 Prozent eingesetzt werden. Obwohl die Wahrscheinlichkeit dafür also gering ist, haben viele werdende Mütter Angst vor einer Geburt, bei der diese Hilfsmittel benötigt werden. Wann bei der Geburtshilfe solche Instrumente eingesetzt werden und wie gefährlich eine Saugglocken- oder Zangengeburt tatsächlich ist, erklären wir dir in diesem Beitrag! 

Warum es zur Geburt mit einer Saugglocke oder Geburtszange kommt

Eine Saugglocke oder eine Geburtszange werden eingesetzt, wenn es zum Beispiel zu einem Geburtsstillstand kommt und sich das Kind bereits weit im Geburtskanal befindet. In so einem Fall ist es zu spät für einen Kaiserschnitt und die Gesundheit des Babys kann gefährdet werden. Die hilfreichen Instrumente können aber auch in weniger brenzligen Situationen ihren Auftritt haben. Sie können eingesetzt werden, wenn die Mutter vollkommen erschöpft ist und keine Kraft mehr zum Pressen hat oder Fieber bekommt, damit sie sich etwas entspannter in die Bettwäsche zurückfallen lassen kann. Auch wenn die Herztonfrequenz des Babys auf einen beginnenden Sauerstoffmangel hindeutet, wird eine Saugglocke oder eine Geburtszange verwendet. Allerdings muss für diese vaginal-operativen Eingriffe der Muttermund vollständig geöffnet, die Fruchtblase schon gesprungen und der Kopf des Babys bereits tief in das Becken der werdenden Mama getreten sein. Eine Ärztin oder ein Arzt entscheidet je nach Situation, ob eine Saugglocke oder eine Geburtszange eingesetzt wird. 

So wird eine Saugglocken- oder Zangengeburt vorbereitet

Da der Eingriff in die Geburt mit einer Saugglocke oder mit einer Geburtszange sehr schmerzhaft ist, kann der Beckenboden mit Spritzen betäubt werden. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass zuvor keine PDA (Peridural-Anästhesie) gemacht wurde. Es erfolgt zunächst eine Untersuchung der gebärenden Frau, um einschätzen zu können wo sich der Kopf des Kindes befindet. Meistens wird die Harnblase der werdenden Mutter mithilfe eines Einmal-Katheters entleert, damit möglichst viel Platz im Becken geschaffen wird. In den meisten Fällen muss bei einer Geburt, bei der eine Saugglocke oder eine Geburtszange eingesetzt wird, ein Dammschnitt vorgenommen werden. Damit sollen größere Verletzungen verhindert und zugleich ausreichend Platz für das Baby geschaffen werden.  

Was passiert bei einer Saugglockengeburt? 

Eine Saugglocke, auch Vakuumextraktor genannt, ist ein kleines, speziell geformtes glockenförmiges Instrument, das aus Silikon oder Metall besteht und über einen Schlauch mit einer Vakuumpumpe verbunden ist. Die Saugglocke wird während einer Saugglockengeburt wie eine Mütze auf den Kopf des Babys angelegt, sodass ein Unterdruck entsteht und sie sich am Kopf des Kindes festsaugt. Im Einklang mit den Wehen, in denen die Gebärende presst, zieht die Ärztin oder der Arzt vorsichtig an der Saugglocke, bis das Köpfchen des Babys geboren ist. Danach wird die Saugglocke vorsichtig abgenommen, sodass der restliche Körper des Kindes ohne weitere Hilfe geboren werden kann. 

Das passiert bei einem Eingriff mit einer Geburtszange

Eine Geburtszange besteht aus zwei löffelartigen Metallblättern, die vorsichtig und einzeln nacheinander in die Scheide eingeführt und behutsam um den Kopf des Babys gelegt werden. Der Prozess ist ähnlich wie bei der Saugglockengeburt: Während der Presswehen zieht die Ärztin oder der Arzt den Kopf des Kindes vorsichtig aus der Scheide. Sobald das Köpfchen des Babys das Licht der Welt erblickt hat, wird die Zange weggenommen, sodass der restliche Körper des Kindes ohne weitere Eingriffe zur Welt kommen kann. 

Risiken und Komplikationen bei einer Saugglocken- oder Zangengeburt

Bei einer Saugglocken- und einer Zangengeburt ist das Risiko, dass Mutter und Kind Geburtsverletzungen davon tragen, im Vergleich zu einer normalen Geburt erhöht. Komplikationen sind bei erfahrenen Ärzt:innen zwar selten, dennoch kann der Einsatz einer Saugglocke oder einer Geburtszange zu Hautabschürfungen, Schwellungen und Blutergüssen am Kopf des Kindes sowie zu einer (meist) vorübergehenden Lähmung des Gesichtsnervs führen, was im Folgenden besonderer Pflege bedarf. Bei der Mama kann es bei einer Saugglocken- oder Zangengeburt leichter zu Geburtsverletzungen (z.B. einen Dammriss oder Verletzungen der Scheide) kommen. Aus diesem Grund wird immer individuell beurteilt, ob der Einsatz einer Saugglocke oder einer Geburtszange notwendig ist. 

Fazit

Auch wenn es eher selten zu schweren Komplikationen bei einer Saugglocken- oder Zangengeburt kommt, werden diese Instrumente nur noch vereinzelt während einer Geburt eingesetzt. Wenn Geburtsverletzungen bei Mutter und Kind auftreten, dann verschwinden diese in den meisten Fällen innerhalb weniger Tage oder Wochen. Auch die Rückbildung während der Zeit im Wochenbett wird in der Regel weder durch eine Saugglocke noch durch eine Geburtszange beeinträchtigt. Allerdings sind einige Frauen nach einem Einsatz einer Saugglocke oder einer Geburtszange enttäuscht, dass nicht alles so gelaufen ist, wie sie es sich gewünscht haben. Bei manchen Müttern kommt auch ein Gefühl des Versagens auf. Wenn negative Gefühle nach einer Saugglocken- oder Zangengeburt auftreten, ist es hilfreich, diese mit der Hebamme, dem Geburtshelfer oder den behandelnden Ärzt:innen zu besprechen. Für viele betroffene Frauen ist es hilfreich zu wissen, dass dieser Eingriff vor allem für ihr Baby notwendig war. 

Marlene
Marlene
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