Hast du dich schon einmal gefragt, warum dein kleiner Sprössling eigentlich so viel schläft? In den ersten drei Lebensmonaten schlafen Babys sogar 16 bis 18 Stunden am Tag. Das passiert nicht aufgrund von mangelnder Energie oder weil sie sich nicht beschäftigen können. Sie schlafen so viel, weil Schlaf außerordentlich wichtig für ihr Wachstum und ihre Entwicklung ist.
Kinder schlafen anders als Erwachsene
Noch bevor sie überhaupt das Licht der Welt erblicken, beginnen Babys mit der Entwicklung ihres Schlafverhaltens. Einen funktionierenden Schlaf-Wach-Rhythmus haben sie bis zu 35. Woche noch nicht. Bis dahin befinden sie sich in einer Art Schlummermodus und dämmern friedlich vor sich hin. Ab der 36. Woche kann man mit der Unterscheidung von echten Wach- und Schlafphasen beginnen. Diese richten sich allerdings nicht nach Tag und Nacht und auch nicht nach dem Rhythmus der Mutter. Sie finden einfach willkürlich statt und verteilen sich relativ gleichmäßig über 24 Stunden. In den ersten zwei bis vier Wochen nach der Geburt bleibt dieses Verhältnis weiterhin bestehen. Erst mit dem Ende der Neugeborenenzeit, also nach der vierten Lebenswoche, fangen Babys an, sich langsam an die Bedingungen außerhalb des Mutterleibs anzupassen und sich auf den Wechsel zwischen Tag und Nacht einzustellen. Dabei gibt es selbstverständlich individuelle Unterschiede. Bereits im Säuglingsalter kristallisieren sich Kurz- und Langschläfer heraus. Dabei variiert der Schlafbedarf zwischen 14 und 20 Stunden.
Warum ist Schlaf so wichtig
Die Wichtigkeit von Schlaf solltest du keinesfalls unterschätzen, nur weil unsere bewusste Wahrnehmung währenddessen deaktiviert ist. Er dient nicht nur der Erholung des Körpers, sondern steht in starkem Zusammenhang mit der Entwicklung des Gehirns. In den ersten zwölf Lebensmonaten wächst das junge Gehirn außerordentlich stark und hat beim ersten Geburtstag bereits 75% seiner späteren Größe erreicht. Ausreichend Schlaf ist für dieses rasante Wachstum essenziell. Besonders wichtig ist er außerdem für das Lernverhalten. Während im Wachzustand unzählige Reize auf die Sinne des Kindes einprasseln, ist im Schlaf die Wahrnehmung größtenteils abgeschaltet. Stattdessen fokussiert sich der Körper auf die Verarbeitung des zuvor Erlebten. Die neuesten Ergebnisse der Forschung legen nahe, dass dein Kind alles was es am Tag gesehen, gehört, geschmeckt und gefühlt hat, im Schlaf nochmal abruft und in das bestehende Wissen integriert. So konnten Wissenschaftler*innen der Universität Tübingen zum Beispiel herausfinden, dass Babys durch ein kurzes Schläfchen die Namen von Gegenständen besser im Gedächtnis behalten konnten. Auch danach konnten sie sich ähnliche Gegenstände besser merken. Das spricht dafür, dass im Gehirn des Schlafens allgemeine Wahrnehmungskategorien gebildet werden, die mit bestimmten Eigenschaften verknüpft sind. Für eine intakte Entwicklung des Gedächtnisses mitsamt seinen Funktionen rund um Wissen und Lernen ist Schlaf unabdingbar. Dementsprechend solltest du viel Wert darauflegen, dass dein Baby unter optimalen Bedingungen ins Land der Träume gleiten kann.
Die verschiedenen Phasen des Schlafs
Der Schlafzyklus beschreibt den Zeitraum vom Einschlafen bis zu dem Moment des Aufwachens. Allgemein werden zwei verschiedene Schlafphasen (REM-Schlaf und Nicht-REM-Schlaf) unterschieden. Der REM-Schlaf steht für Rapid Eye Movement und wird auch Traumschlaf genannt. Zu dem Nicht-REM-Schlaf wird der Tiefschlaf gezählt. Die beiden Arten unterscheiden sich wesentlich bezüglich der aktiven Hirnregionen, was sich unter anderem in den Augenbewegungen und der Aktivität der Muskeln widerspiegelt. Grundsätzlich durchlaufen Babys, ebenso wie Erwachsene, beide Schlafphasen. Der prozentuale Anteil unterscheidet sich dabei jedoch. So macht der REM-Schlaf bei Erwachsenen circa 25% aus. Bei dreijährigen Kindern macht er dagegen ein Drittel und bei Neugeborenen sogar 50% aus. Interessant ist außerdem, dass Neugeborene nach dem Einschlafen mit einer direkten REM-Schlafphase beginnen, ab dem dritten Monat dann aber mit dem Tiefschlaf starten. Frühgeborene Kinder weisen übrigens teilweise sogar einen Wert von 80% REM-Schlaf auf. Man kann also festhalten, dass der Anteil des Traumschlafs im Laufe des Alters abnimmt.
Charakteristika des REM-Schlafs:
- Während des Traumschlafs wachen Menschen leichter auf, wenn sie geweckt werden.
- Häufig fällt es leicht, sich an einen Traum zu erinnern, wenn man im Traumschlaf geweckt wird. Beim Aufwachen aus dem Tiefschlaf ist das meist nicht der Fall.
- Das deutlichste Anzeichen des Traumschlafs sind die namensgebenden schnellen Augenbewegungen.
- Die Atmung und die Herzfrequenz sind dabei oft hektisch und unregelmäßig.
- Die Muskulatur ist ruhig, das Gehirn dagegen sehr aktiv.
- Je nach Intensität des Traumes kann es manchmal zu Zuckungen des Gesichts oder der Hände kommen.
Charakteristika des Tiefschlafs:
- Der Tiefschlaf besteht aus vier verschiedenen Phasen, welche sich allerdings erst ab dem 6. Lebensmonat ausbilden.
- Folglich können Babys erst ab dem 6. Lebensmonate viele Stunden am Stück durchschlafen.
- Ab dem 3. Lebensmonat beginnt die erste Stufe des Tiefschlafs direkt nach dem Einschlafen. In der zweiten Stufe wird die Atmung dann wesentlich ruhiger.
- Die Herzfrequenz ist gleichmäßig und das Gehirn kommt zur Ruhe.
- Das Aufwachen aus dem Tiefschlaf ist deutlich schwieriger. Wer aus dem Tiefschlaf herausgerissen wird, ist oft zunächst etwas verwirrt und braucht einen kurzen Moment, um sich zu orientieren.
Wie sich das Schlafverhalten auswirkt
Ein Schlafzyklus dauert bei Neugeborenen meist circa 50 Minuten. Häufig folgen ungefähr drei bis vier Schlafzyklen aufeinander. Danach wird dein Kind eine längere Zeit wach sein. Für dich als Elternteil resultiert daraus ein unregelmäßiger Tagesablauf. Es kann sein, dass dein Sprössling beispielsweise vormittags mehrere Stunden schläft und somit mehrere Schlafzyklen hintereinander absolviert, nachmittags jedoch nach einem kurzen Nickerchen wieder topfit ist. Des Weiteren ist es logischerweise normal, dass Babys nachts nicht durchschlafen und zwischendurch immer wieder aufwachen. Es liegt an dir herauszufinden, wie sich das Schlafverhalten deines Nachwuchses entwickelt und wann er welche Bedürfnisse hat. Gelingt dies, wirst du wissen, wann du eher für Unterhaltung und Anregung und wann für Ruhe und Geborgenheit sorgen solltest. Du kannst dabei auch auf Zeichen wie einen müden Blick, Gähnen oder zufallenden Augen achten. Manche Kinder fangen auch an zu weinen, wenn sie müde sind. Des Weiteren gibt es tolle Einschlafhilfen, die dein Kind dabei unterstützen können, in den Schlaf zu finden.
Mit dem Wissen, welche Wunder sich im Gehirn deines Kindes im Schlaf abspielen, wirst du das Thema hoffentlich in einem neuen Licht betrachten. Während du dein Kleines beobachtest, kannst du dir nun vorstellen, was es gerade Spannendes über die Zusammenhänge der Welt lernt.